Die Geschichte der Kızılbaş-Aleviten im Osmanischen Reich wurde bisher meist unter den Vorzeichen von Verfolgung und Unterdrückung erinnert und beschrieben. Die vorliegende Studie stellt solch dominanten und essentialistischen Narrativen eine Perspektive an die Seite, die das Verhältnis des Staates zu den Kızılbaş-Aleviten in seiner Komplexität analysiert. Dabei geht der Autor der Frage nach, wie sich dieses Verhältnis im Zeitraum vom 16.–18. Jahrhundert entwickelte: Nach der Verfolgung der Kızılbaş, die als Dissidenten und ‚Häretiker‘ galten, etablierte sich ein Verhältnis, das vor allem auf zweckdienliche Einbindung dieser Gruppen in den osmanischen Herrschaftszusammenhang zielte. Auf der Basis bisher für die Alevitentumsforschung ungenutzter osmanischer Quellen wird gezeigt, dass die Kızılbaş-Aleviten in unterschiedlichen Kontexten regelmäßig mit Agenten des Staates interagierten. Somit trägt diese Arbeit zu einer Neubewertung der Geschichte der Kızılbaş-Aleviten in osmanischer Zeit bei.
englischThe history of the Kızılbaş-Alevis in the Ottoman Empire is often remembered and written as a history of persecution and oppression. This study opens up a perspective on the Ottoman state and the Kızılbaş-Alevis beyond such dominant narratives. It approaches the period between the 16th and the 18th century and investigates how the formerly persecuted Kızılbaş interacted with local and imperial Ottoman state agents. After the persecution of the Kızılbaş by the state both sides entered a relationship which aimed at conveniently accommodating the heterogeneous Kızılbaş-Alevi communities to the (local) Ottoman apparatus of power. Relying on a wide range of Ottoman sources, the author reveals formerly unstudied contexts in which the Kızılbaş-Alevis arranged themselves with and within the Ottoman state. As such, this work challenges widespread notions of persecution or essentialist ideas of Heresy and critically rethinks the social history of the Kızılbaş-Alevis in the Ottoman Empire.
