Die Untersuchung zeigt, dass bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen ein Schuldner kollidierender vertraglicher Forderungen einen Gläubiger bevorzugt behandeln muss und somit vorrangig an ihn zu leisten hat. Diese Pflicht ergibt sich aus Treu und Glauben.
Nach dem Präventionsgrundsatz soll bei Forderungskollisionen derjenige Gläubiger die Leistung erhalten, der sein Recht zuerst durchsetzt. Bis zur Vollstreckung jedoch soll der Schuldner frei sein, an welchen Gläubiger er leistet und an wen er gegebenenfalls Schadensersatz zahlt. Dies kann jedoch in Ausnahmefällen zu Ergebnissen führen, welche bestimmte Gläubiger über Gebühr belasten. Die Arbeit zeigt, dass, wenn die jeweiligen Treuepflichten des Schuldners unterschiedlich stark sind, eine Bevorzugungspflicht bestehen kann. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Interessen der Gläubiger am vertragsgemäßen Erhalt der Leistung stark divergieren.
englischOne of the main characteristics of German civil law is that the fulfillment of every obligation can be enforced and every creditor can demand specific performance. When obligations collide though, i. e. the debtor cannot provide everything that he has promised to different creditors, the question arises who gets specific performance and who has to be content with damage compensation only. While the general rule (“Präventionsgrundsatz”) states that whoever comes first (i.e. achieves enforcement of specific performance) gets served first, this study shows that, under certain circumstances, one creditor must be preferred and thus only he can successfully claim specific performance, especially in cases where he has much higher interests in specific performance than another creditor.