Der Verfasser untersucht die – im Verhältnis zu Aktualität und Praxisrelevanz – wenig erforschte Auswirkung einer Abspaltung einer Region von einem EU-Mitgliedstaat auf die EU-Mitgliedschaft des Rest- und Neustaats. Hierbei gelangt er für die einverständliche Separation zu dem in dieser Breite und Tiefe neuen Ansatz eines unionsrechtlichen Anspruchs der Region gegen die EU und deren Mitgliedstaaten, bereits vor Unabhängigkeit Beitrittsverhandlungen mit der Region im Hinblick auf deren Unabhängigkeit aufzunehmen, um Schutzlücken in Bezug auf Region und Unionsbürger zu vermeiden. Eine Übertragung dieses Ergebnisses auf die unilaterale Sezession wird indes abgelehnt. Abgerundet wird die Arbeit durch die Betrachtung einer Blockademöglichkeit des Rest- oder eines anderen EU-Mitgliedstaats sowie interessanter Folgefragen, etwa Währungsunion, Schengen oder entsprechender Opt-outs. In anschaulicher Weise wird immer wieder auf die Beispiele UK/Schottland und Spanien/Katalonien Bezug genommen.
englischThe author takes up the intriguing, topical but little-studied question of the consequences of secession from an EU member state and works out – in this breadth and depth – a new approach: While, after a vote for independence in a referendum, not-yet independent consensually separating regions can claim the opening of immediate accession negotiations against the EU and its member states with regard to their future independence to prevent protection gaps for the region and union citizens, this cannot apply to unilaterally seceding regions. The author finishes by looking more closely at the right, if any, of the rump state and other EU member states to veto an EU membership of the new state. In doing so, the author raises important follow-up questions about currency union, the Schengen regime, and corresponding opt-outs and illustrates his points with frequent references to the UK/Scotland and Spain/Catalonia.