Wie positionieren sich Gewerkschaften gegenüber fortdauernden Geschlechterungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und in Frankreich? Dies wird im historischen Vergleich, im Vergleich der Organisationen sowie von typischen Deutungsmustern gewerkschaftlicher Geschlechterpolitik untersucht. Als Ergebnis ihrer Geschichte gestalten sich die Geschlechterverhältnisse in französischen Gewerkschaften egalitärer. Im Geschlechterwissen, das aus qualitativen Interviews mit GewerkschaftssekretärInnen rekonstruiert wurde, finden sich aber auch länderübergreifende Gemeinsamkeiten. So kommen in der Typologie von Deutungsmustern gewerkschaftlicher Geschlechterpolitik parallele Probleme der ungleichen Arbeitsteilung der Geschlechter sowie der Ausbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse zum Ausdruck.
Judith Holland hat am Institut für Soziologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg promoviert. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Arbeits- und Industriesoziologie, der Geschlechterforschung, der vergleichenden Gesellschaftsanalyse sowie der rekonstruktiven Sozialforschung.
englischHow are trade unions reacting to the persisting gender inequalities in the labour market in Germany and France? This study addresses this question using a historical comparison, a comparison of the organisations in question as well as a comparison of typical interpretation patterns of trade union gender politics. While gender relations in French trade unions turn out to be more egalitarian, positive discrimination of women is especially important in German trade unions. Historically, this can be explained by the development of different structures and the cultures of women’s employment and trade unions in both countries. However, gendered knowledge, which was reconstructed here from qualitative interviews with union secretaries, also shows cross-national similarities. Thus, the typology of interpretive patterns of union-based gender politics expresses parallel problems in the unequal division of labour between the sexes and the spread of precarious employment.