Kartellgeschädigte könnten auf dem Zivilrechtsweg einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung wettbewerbswidriger Kartelle leisten. Angesichts der asymmetrischen Verteilung von Informationen lassen sich Schadensersatzklagen ohne Zugang zu den Dokumenten der Kartellbehörden allerdings kaum substantiieren. Die jüngsten Entscheidungen der Unionsgerichte (etwa zur allgemeinen Vermutung der Vertraulichkeit für bestimmte Dokumentenkategorien) bestärken die Behörden in ihrer restriktiven Haltung. Auch im deutschen Recht hat die 9. GWB-Novelle die private Durchsetzung zusätzlich erschwert.
Damit Geschädigte ihre Ansprüche auf Schadensersatz tatsächlich durchsetzen können, empfehlen sich eine Wiederaufnahme des überfälligen Verfahrens zur Neufassung der Transparenz-Verordnung 1049/2001, Nachbesserungen bei der 9. GWB-Novelle und die Aufgabe der Kurzbescheid-Praxis des Bundeskartellamts. Diese Maßnahmen erlauben es den Geschädigten, zur „zweiten Säule“ bei der Durchsetzung des Wettbewerbs zu werden.
englischCartel victims could play a significant role in deterring companies from participating in anticompetitive practices. However, without them having access to documents that are in the possession of the antitrust authorities, their damage claims can rarely be substantiated. In recent rulings (such as the recognition of a general presumption of confidentiality for specific categories of documents), the European Union courts have reinforced the authorities’ restrictive approach. The 2017 reforms to the German Competition Act (9. GWB-Novelle) further impede private enforcement of the law.
In order to enable cartel victims to actually become a ‘second pillar’ of antitrust enforcement, the EU’s legislative body needs to revise Transparency Regulation 1049/2001, German legislators should rework some of the 2017 amendments to the 9. GWB-Novelle and the German competition authority must publish detailed accounts of court rulings (instead of short-form reports), even in settlement cases.
The book includes an extensive English summary.