Zwischen 2015 und 2017 erklärten sowohl Frankreich, die Türkei, als auch die Ukraine als Mitgliedstaaten der Europäischen Menschenrechtskonvention den Notstand nach Art. 15 EMRK. Die Ereignisse zeigen, dass der mit der Suspendierung von Konventionsrechten einhergehenden Diskussion um die rechtliche Normierung politischer und gesellschaftlicher Ausnahmezustände aktuelle Bedeutung zukommt. Zentral ist dabei die Frage, wer letztendlich den Notstand kontrolliert: der souveräne Nationalstaat, die Staatengemeinschaft mittels einer überstaatlichen gerichtlichen Kontrolle oder beide im Rahmen einer vertikalen und horizontalen Gewaltenverschränkung im europäischen Mehrebenensystem. Der weit gefasste Wortlaut des Art. 15 EMRK bringt Unklarheiten mit sich, auf die die Straßburger Konventionsorgane im Laufe der Jahre mit einer ausdifferenzierten Judikatur und mit der Einräumung nationaler Beurteilungsspielräume in Abwägungsfragen reagiert haben und die in der Arbeit näher untersucht wird.
englischBetween 2015 and 2017, France, Turkey and Ukraine, as member states of the European Convention on Human Rights, declared a state of emergency according to Art. 15 ECHR. The events associated with the suspension of Convention rights show the current significance of the legal standardisation of political and social states of emergency. In the end it is all about the question of who ultimately controls the state of emergency: the sovereign state, the state community with a supranational judicial control, or both in terms of a horizontal overlapping of powers in the European multi-level system?
Art. 15 ECHR still leaves unanswered questions to which the Strasbourg organs have responded over the years with a differentiated jurisprudence and with the granting of a certain margin of discretion. The book deals with these issues in the light of ECtHR case law and case studies on France, Turkey and Ukraine.