Die Diagnose Demenz trifft einen besonders empfindlichen Nerv unserer Zeit, stellt sie doch zentrale Wertmaßstäbe des Menschseins wie Rationalität, Funktionalität und Autonomie radikal infrage. Der durch den Krankheitsverlauf vorgezeichnete Verlust an Selbstständigkeit und Handlungsfreiheit stellt für Betroffene nicht selten eine existenzielle Herausforderung dar. Wie umgehen mit der schleichenden Erosion des eigenen Selbst? Der Autor nähert sich dieser Frage aus philosophischer Perspektive und nimmt verschiedene Antworten auf den demenziellen Autonomieverlust, welche die Selbstständigkeit zu wahren trachten, unter die ethische Lupe: vom eigenmächtigen Suizid oder einer ärztlichen Suizidassistenz im Anfangsstadium der Erkrankung bis hin zum vorausverfügten Behandlungsverzicht bei schwer ausgeprägter Demenz. In diesem Fokus auf lebenspraktische Entscheidungen existenzieller Natur wird dabei die Frage verfolgt, wie Reichweite und Grenzen des Autonomieprinzips in der Praxis zu bestimmen sind.
englischDiagnosing dementia is a critical issue in modern society, as it questions central values such as rationality, functionality and autonomy. The impending loss of autonomy and freedom of action often poses an existential challenge to the person concerned. How should one cope with the gradual erosion of one’s self? In this study, the author deals with this question from a philosophical perspective and examines several responses to the loss of autonomy as a result of dementia, which try to preserve a person’s self-determination: from independent suicide or physician-assisted suicide at the beginning of the illness to an advance directive to refuse medical treatment when suffering from acute dementia. With this focus on existential decisions, the study deals with the question of how to determine the range and limits of the ethical principle of autonomy.