Die Arbeit untersucht die für die Praxis der europäischen Gesetzgebung relevante, jedoch bislang nicht vertieft beleuchtete Frage zur Rolle der zwingenden Erfordernisse des Allgemeinwohls als Gestaltungsgrenze für den Unionsgesetzgeber bei Harmonisierungsmaßnahmen. Die in der Cassis de Dijon-Entscheidung entwickelten zwingenden Erfordernisse stellen sicher, dass die Mitgliedstaaten ihre nationalen Gemeinwohlbelange auf ihrem Hoheitsgebiet gewährleisten können. Der EuGH hat den Kreis der zwingenden Erfordernisse ständig erweitert. Gleichzeitig hat der Unionsgesetzgeber eine Vielzahl von Bereichen in der Union harmonisiert und dabei den Schutz der zwingenden Erfordernisse zum Teil abschließend geregelt (z.B. in der Dienstleistungsrichtlinie) und insoweit die Mitgliedstaaten in ihrer Stellung als bisherige Schutzgaranten verdrängt. Die Arbeit untersucht, inwieweit der Unionsgesetzgeber hierzu befugt ist und ordnet die zwingenden Erfordernisse in eine praxistaugliche Modelllösung ein.
englischThis thesis investigates the role of the mandatory requirements relating to the public interest as a limiting factor for the European legislator to design harmonisation measures, an issue which, while relevant to European legislation, has not yet been examined in detail. The mandatory requirements established in the Cassis de Dijon judgment ensure that Member States can warrant their national public welfare interests on their sovereign territory. The ECJ has consistently expanded the set of mandatory requirements. Concurrently, the European legislator has harmonised a multitude of areas within the European Union and in some instances has conclusively ruled over the protection of mandatory requirements (e.g. in the Services Directive) and in doing so has displaced the Member States from their position as protection guarantors. This thesis investigates to what extent the European legislator is authorized to do so and arranges the mandatory requirements into a practicable model solution.