In der Weimarer Republik entwickelte sich die staatlich geförderte Gesundheitsaufklärung zu einem neuen Aktionsfeld für Mediziner. In der Fachwelt entstanden Diskussionen über wirksame Mittel und Methoden zur Verbreitung von Hygieneregeln in der Bevölkerung. Doch wenn Ärzte und Wissenschaftler über „hygienische Volksbelehrung“ berieten, ging es um mehr als um Gesundheitsschutz: Wie die Autorin zeigt, gestalteten sich die Diskussionen unterschwellig als Auseinandersetzung mit der modernen Massengesellschaft und der fortschreitenden Demokratisierung. Nicht zuletzt ging es um die Rolle von Medizinern im neuen Staat sowie ihren Anspruch, die „Massen“ zu führen und Gräben zwischen den politischen Lagern zu überbrücken.
englischA new arena opened to physicians in the Weimar Republic with a government subsidizing health education programs. Professionals delved into discussions on effective ways and means for disseminating hygiene habits among the population. However, when physicians, scientists and medical authorities took counsel on public hygiene education, there was more involved than protecting the people’s health. As the author illustrates, these discussions encompassed an underlying confrontation with the emergence of democracy and mass society. Intrinsic issues were the role of healthcare professionals in the new state as well as the call to lead the masses and to build bridges in a polarized society.