Band 4: Forschungsprojekt - Research Project

Auch drei Jahre nach seinem Inkrafttreten herrscht gegenüber dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz immer noch viel Skepsis. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat deshalb die erste repräsentative Untersuchung in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie die verschiedenen Gruppen und Milieus in unserer Gesellschaft im Alltag mit Diskriminierung umgehen und was sie dabei von Wirtschaft und Politik erwarten. Die Antidiskriminierungspolitik nimmt sich, so die Ergebnisse der Studie, nicht der wirklichen Probleme im Land an – etwa der wachsenden Benachteiligung der sozial Schwachen – sondern kümmert sich um ungeliebte Randgruppen wie Ausländer oder Homosexuelle. Deshalb werden gesetzliche Maßnahmen wie das AGG oft als überzogen empfunden. Auf der anderen Seite wird das, was Antidiskriminierung will, nämlich Gerechtigkeit und faire Behandlung für benachteiligte Gruppen, nicht abgelehnt, sondern hat in der Bevölkerung eine starke moralische Basis. Das Dilemma der Antidiskriminierungspolitik ist also weniger die Akzeptanz der dahinter stehenden Normen und Werte als vielmehr die Durchsetzung im Alltag. Dafür ist ein Unterstützungspotential in der Bevölkerung und in der Wirtschaft nötig. Um dieses zu mobilisieren, müssen die Verantwortlichen künftig stärker auf professionelle Zielgruppenkommunikation setzen.