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Kappes

Das alte Wahre

Versuche, das Alte neu zu sehen
Academia,  2003, 208 Seiten, broschiert

ISBN 978-3-89665-275-1


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Das Werk ist Teil der Reihe Academia Pädagogik (Band 15)
24,50 € inkl. MwSt.
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In einer Zeit, die sich einerseits rühmt, den Glauben endgültig hinter sich gelassen zu haben, andererseits seinen Verlust bejammert, ist die Frage nach dem eigentlichen, ursprünglichen Wesen des Glaubens unzeitgemäß und zugleich das Zeitgemäßeste. Am Verhältnis zum Glauben und am rechten Verständnis des biblischen Glaubens wird sich vermutlich entscheiden, in welcher Richtung unsere geistige Zukunft liegen wird. Nichts scheint heute näher zu liegen, als sich auf der Suche nach Freiheit, Mündigkeit und 'Selbstverwirklichung' vom überkommenen Glauben loszusagen, ohne dass man so recht weiß, ob man der neuen Freiheit auch gewachsen ist. Allzu schnell identifiziert man den Glauben mit bestimmten Glaubensvorstellungen, Bildern und Begriffen - auch, um ihn endgültig los zu sein. Auf der anderen Seite muss man ehrlicherweise zugeben, dass die Kirchen einen großen Teil der Schuld daran tragen, dass sich diese Vorstellungen verfestigt haben. Es geht heute darum, weiterhin an den Einzelnen zu appellieren, damit zunächst überhaupt so etwas wie eine Glaubens-Dimension wiedergewonnen wird; die Festlegung auf bestimmte Sätze sind nicht gleichen Ranges damit, wenn auch nicht überflüssig. Den Glauben verstehen wir gern als 'Sich verlassen auf ..' und sollten es wörtlich nehmen: als 'Sich-Loslassen', 'Freiwerden von sich selbst' - oder, von der anderen Seite her gesagt: Grund Finden nicht in irgendwelchen Verdinglichungen, die dem Drang nach Sicherheit entspringen, sondern: im Ungegenständlichen, Unfassbaren, Grundlosen.
Hier, und hier allein, ist wahre Freiheit möglich (die so leidenschaftlich erstrebt und so oft verfehlt wird). Glaube, so verstanden, ist Ermöglichung der 'Mündigkeit' und nicht ihr Gegensatz. In einer abstrakt denkenden, von abstrakten Verhältnissen geprägten Zeit ist es notwendig, das konkrete Individuum zu ermutigen, sich seines Wertes und seiner Unverwechselbarkeit bewusst zu werden. Die Grenzen des Menschseins dürfen nicht nur von außen gesetzt, sondern müssen in unserer Umbruchs-Zeit, in der alles fragwürdig ist und daher alles ausprobiert wird, auf eine glaubhafte Weise neu erfahren werden. Beim Neubestimmen unserer Grenzen - auch zum Göttlichen hin - hat die alte, überkommene Religion, neu gelesen, eine unersetzliche Bedeutung.

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