Der Tagungsband enthält die Referate und Diskussionsberichte einer internationalen Veranstaltung, die sich erstmals mit derzeit hochaktuellen Problemen des europäischen Atomhaftungsrechts beschäftigt.
Das europäische Atomhaftungsrecht besteht aus einem „Flickenteppich“ von Normen unterschiedlicher Herkunft. Eine Reihe von Staaten ist Vertragspartei des Pariser Atomhaftungsübereinkommens, andere europäische Staaten gehören dem Wiener Atomhaftungsübereinkommen an. Eine dritte Gruppe hält diese Übereinkommen für unzulänglich und wendet auf die Entschädigung nuklearen Schadens ihr innerstaatliches allgemeines außervertragliches Schadensersatzrecht an. Ein weiterer Staat hat ein spezielles nationales Atomhaftungsgesetz erlassen, das in wesentlichen Punkten zu den Grundsätzen der Atomhaftungsübereinkommen im Widerspruch steht. Bei einem größeren nuklearen Unfall mit grenzüberschreitenden Schäden würde diese Rechtslage Schadensersatzleistungen erheblich erschweren. Die Haftungsübereinkommen wurden in jüngerer Zeit grundlegend mit dem Ziel einer Verbesserung des Opferschutzes revidiert. Die Vertragsstaaten der Übereinkommen sind derzeit dabei, die Neufassungen zu ratifizieren. Zeitgleich hat die Kommission der EU eine Initiative gestartet, die wohl darauf abzielen dürfte, das Atomhaftungsrecht innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten zu vereinheitlichen. Schließlich drängen die USA weltweit Staaten, dem Übereinkommen von 1997 über ergänzende Entschädigung für nuklearen Schaden beizutreten, dem bisher mit einer Ausnahme kein europäischer Staat angehört.
Die mit dieser unbefriedigenden Rechtslage zusammenhängenden Probleme des nationalen und des internationalen Rechts mit Einschluss des Internationalen Privatrechts wurden auf der Tagung in zwei Arbeitssitzungen von Experten aus zahlreichen europäischen und nichteuropäischen Ländern vorgetragen und diskutiert. Der Band bietet so eine umfassende Übersicht über ein besonders reizvolles Rechtsgebiet.
englischThe proceedings present the papers and discussion reports of an international conference which for the first time dealt with the current topical issues of European nuclear liability law.
The European nuclear liability law provides a “patchwork pattern” consisting of provisions of different origin. A number of States are Party to the Paris Convention on Third Party Liability in the Field of Nuclear Energy. Other European States are Party to the Vienna Convention on Civil Liability for Nuclear Damage. A third group takes the view that the conventions are inappropriate instruments and applies general national tort law to the compensation of nuclear damage. One State issued special nuclear liability legislation which conceptually conflicts with the principles of the international nuclear liability conventions. In the event of a major nuclear incident causing transboundary nuclear damage, this legal situation would considerably complicate and hamper the compensation of damage. The international nuclear liability conventions were recently revised with a view to improving the protection of victims. The ratification procedures of the revision protocols are pending. At the same time, the Commission of the EU started an initiative presumably aimed at harmonising nuclear liability law within the EU Member States. Finally the USA, at the worldwide level, urges States to accede to the 1997 Convention on Supplementary Compensation for Nuclear Damage, which, with only one exception, no European State is adhering to so far.
Experts from numerous European and non-European States discussed the problems connected with this unsatisfactory legal situation from the point of view of national and international law, including the law of conflicts and international procedural law. The volume therefore presents a comprehensive overview of a challenging field of law.