Die Europäisierung des Insolvenzrechts hat mit der jüngst verkündeten Restrukturierungs- und Insolvenzrechtsrichtlinie einen neuen Höhepunkt erreicht. Angesichts dessen bedarf es dringend einer europäischen Diskussion der Verfahrenszwecke, denn vor dem Hintergrund unterschiedlicher Wirtschaftsverfassungen bestehen diesbezüglich gewaltige Unterschiede. So favorisiert das französische Recht an vielen Stellen die Sanierung. Demgegenüber bezweckt das deutsche Verfahren primär die gleichmäßige Gläubigerbefriedigung, was aufgrund verfassungs- wie europarechtlicher Vorgaben im Grundsatz unverzichtbar erscheint. Im Angesicht eines rechtspolitischen „Sanierungshypes“ zeigt diese rechtsvergleichende Analyse aber auch auf, inwieweit die Sanierungsförderung im deutschen Recht intensiviert werden sollte und welche Wege hierfür unter Umständen offenstünden. Besonderes Augenmerk liegt dabei unter anderem auf vorinsolvenzlichen Restrukturierungsinstrumenten im Sinne der genannten Richtlinie.
englischAs a result of the recently announced restructuring and insolvency directive, the Europeanisation of bankruptcy law has reached a new peak. In view of this, there is an urgent need to discuss the law’s procedural purposes, as the EU member states’ national laws differ enormously in this respect. French law, for example, favours restructuring in many areas. In contrast, the German procedure primarily aims to satisfy creditors in equal measure, which appears indispensable in principle due to constitutional and European legal requirements. In the face of political ‘restructuring hype’, this comparative legal analysis also shows, however, to what extent a firm’s restructuring should be supported in German law and which paths would possibly be open for this undertaking. In this context, this study pays particular attention to pre-insolvency restructuring instruments within the parameters of the aforementioned directive.