Hauspflege

Über 50 verschiedene Hauspflege-Anspruchsnormen in mehr als 20 Sicherungssystemen markieren den gegenwärtigen Entwicklungsstand häuslicher Pflege als Teil moderner sozialer Sicherung; das Netz der Sozialstationen hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verdichtet. Die Position der Hauspflege zwischen den notwendigen stationären Sozialleistungen, den finanzierbaren monetären Transferleistungen und den zumutbaren familiären Selbsthilfeleistungen ist gleichwohl eine labile geblieben. So bieten Konzeptionen wie Feinabstimmung der gesetzlichen Anspruchsnormen mannigfachen Anlaß zur Kritik. Dabei erschwert eine kaum zu überblickende Regelungsvielfalt den Zugriff. Mehr als andere Gesundheitsleistungen steht die Hauspflege in einem Spannungsfeld zwischen den Polen sozialer Solidarität und familiärer Selbstverantwortung. Die sozialpolitische Diskussion um eine verbesserte Pflegefallsicherung nimmt die Ideen der Hauspflegebewegung vom Ende des vergangenen Jahrhunderts wieder auf. Das 1989 in Kraft getretene Gesundheits-Reformgesetz ist – jedenfalls unter dem Aspekt des Finanzvolumens – zur Hälfte ein Gesetz zur Verbesserung der Sicherung Schwerpflegebedürftiger. Ob der Gesetzgeber mit diesem Maßnahmebündel der Herausforderung einer sich wandelnden Altersstruktur unserer Bevölkerung wirksam begegnet, ist ungewiß. Absehbar ist, daß die demographische Entwicklung eine teilweise Ersetzung familiärer Pflege durch soziale Hauspflegeleistungen unausweichlich erfordert.