Wie können Erfahrungen aus NS-Lagern vermittelt und analysiert werden? Für Primo Levi, der in Auschwitz inhaftiert war, müsse ›eine neue Sprache‹ erfunden werden – zu unbeschreibbar und unvorstellbar sei das Erlebte. Gilt dieser Pessimismus auch für videographierte Oral-History-Interviews? Die vorliegende linguistische Arbeit versteht diese Interviews als sozial-interaktive Gattung, bei der die Zeitzeug:innen das Erlebte für das Gegenüber ›sinnhaft‹ rekonstruieren und körperlich repräsentieren. Mit diesem multimodalen Verständnis von Sprache greift die Studie das Forschungsdesiderat auf, den Körper bei der linguistischen Arbeit mitzudenken.
PHILIPP FREYBURGER (Jg. 1990) war bis 2022 am Romanischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und forschte u.a. zu mündlichen Erinnerungserzählungen. Inzwischen arbeitet Freyburger an einer Beruflichen Schule als Lehrer für Französisch und Geschichte mit Gemeinschaftskunde.
englischHow can Nazi camp experiences be communicated and analysed? For Primo Levi, who was imprisoned in Auschwitz, ›a new language‹ had to be invented as the experiences were too indescribable and unimaginable. Does this pessimism also apply to videotaped oral history interviews? This linguistic study understands these interviews as an interactive genre in which the eyewitnesses reconstruct and represent their experiences in an embodied dimension. With this multimodal grammar of testimony, the study positions itself vis-à-vis the increasingly raised question of whether and to what extent the body should be considered in linguistic fields of work.
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