Der Körper zwischen Religion und Wissenschaft

Die in Band I begonnene Suche nach einem 'ursprünglicheren' Umgang mit dem Körper hatte gezeigt, daß die Entwicklung des Bewußtseins bereits im mythischen Weltbild Selbst-Beherrschung fordert. Diese Tendenz wird mit der Entstehung metaphysischer Systeme und durch den späteren Siegeszug der Rationalität noch verstärkt: Die 'Absonderung' des Körpers und seiner Regungen erfolgt im Namen von Religion, Staat und Wissenschaft gleichermaßen. Die zahlreichen Phasen des Widerstandes, in denen der Körper rebelliert, bleiben ohne Erfolg. In allen Lebensbereichen offenbart sich eine fortschreitende Beherrschung von Körper und Sinnlichkeit, auch im Umgang mit Krankheit und Tod, wie z.B. die Geschichte der Medizin belegt.
Die Bestandsaufnahme zeigt, daß Versuche zur 'Wiedergewinnung' von Körper, Sinnlichkeit und Subjektivität häufig in Sackgassen enden. Bewußtsein scheint untrennbar gebunden an Reglementierung und Distanz; daraus erwächst die Ahnung, daß nicht 'Wiedergewinnung' das Ziel sein kann, sondern eine Neubesinnung geleistet werden muß.

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