Theologische Ethik in Ethikkommissionen

Die Biotechnologie hat wie kaum eine andere Wissenschaft in den letzten Jahren das Verständnis des Menschen über den Menschen und seine Handlungsmöglichkeiten entgrenzt und erschüttert. Zugleich wurde die Biotechnologie selbst zu einem Wirtschaftszweig, der im humanmedizinischen, im pharmazeutischen und im agrarischen Bereich neue Entwicklungen und Anwendungen ermöglicht, mit denen große Hoffnungen verbunden sind. Damit werden Fragen der Bioethik auch zu Problemstellungen der Wirtschaftsethik und der politischen Ethik: Die wachsende Einsicht, dass die wissenschaftlich-technische Entwicklung grundlegender normativer Vorgaben der Gesellschaft bedarf, und dem ethischen und rechtlichen Diskurs nicht entzogen sein kann, hat in vielen westlichen Ländern zur Einsetzung nationaler Ethikkommissionen geführt, deren Aufgabe in der Beratung der Politik in Fragen der Bioethik und des Biorechts besteht. Die vorliegende Studie zielt auf eine Analyse der Institution „Ethikkommission“ ab, die durch die Darstellung der historischen Entwicklung und die Untersuchung ausgewählter Stellungnahmen von vier politikberatenden Kommissionen in den USA und in Europa zur umstrittenen Frage der Forschung an embryonalen Stammzellen geleistet wird. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem Ethikverständnis, welches der Arbeit solcher Kommissionen zugrunde liegt, und die Suche nach dem originären Beitrag theologischer Ethik.